
Viele Landwirtinnen und Landwirte bauen sich zusätzliche Betriebszweige auf, um sich breiter aufzustellen. Diese Ideen variieren stark: von Fischzucht auf einem Betrieb mit Schweinmast und Biogasanlage, über den Anbau neuer Baumarten, um den Wald klimaresistenter aufzubauen, neuen Kulturen wie Schwarzkümmel oder Mohn bis hin zur Weiterverarbeitung der eigens produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Der Wille neue Weg zu gehen und dabei in Generationen zu denken, verbindet die Speaker des Fendt Nachhaltigkeitsforum 2025. Key Note Speaker und Moderator des Automagazins „auto mobil“ Alexander Bloch betonte das Landwirte auch oder vielleicht gerade in Zeit von Künstlicher Intelligenz und Automation unersetzliche Arbeit leisten.

Christoph Gröblinghoff (Vorsitzender der Fendt Geschäftsführung)
„Nachhaltigkeit steht nicht mehr so stark im Fokus, wie noch vor vier Jahren, als wir das erste Fendt Nachhaltigkeitsforum veranstaltet haben. Dabei sind die Megatrends Bevölkerungswachstum, Klimawandel und die Teller-Tank Diskussion weiter ein bestimmender Teil der Realität. Nehmen wir das Beispiel England, dort folgte auf einen besonders nassen Herbst 2024 eines der trockensten Frühjahre 2025, was zur niedrigsten Ernte seit Wetteraufzeichnung führte. Das Thema Nachhaltigkeit bleibt also wichtig und das gilt für alle drei Säulen: ökologisch, ökonomisch und sozial“, so Christoph Gröblinghoff, Vorsitzender der Fendt Geschäftsführung, auf dem vierten Fendt Nachhaltigkeitsforum in seiner Begrüßung. „Wir bekennen uns klar zum Produktionsstandort Deutschland. Auch in Zukunft sollen alle Radtraktoren hier gebaut und von hier aus in die Welt exportiert werden. Aber dafür brauchen wir Ideen, Innovation und Fortschritt und müssen hungrig darauf sein, morgen die Dinge noch ein bisschen besser zu machen als gestern.“
Ideen säen – Neue Wege bei Pflanzen und Pilzen

(v.l.) Landwirte Alexander Thumm und Wilhelm Jochen Behn mit Moderator Guido Höner
Der Landwirt, Schweinemäster und Landmaschinenmechaniker-Meister Alexander Thumm baut seit 2010 Soja in Baden-Württemberg an. Neben der Herausforderung Soja mit seinen speziellen Anforderungen anzubauen, hat er sich zudem auf das Lohntoasten und Entölen von Soja, also die Weiterverarbeitung spezialisiert und dafür in entsprechende Technik investiert. So kann er aus der Sojabohne Futter für die Schweinemast produzieren, sowohl für den Eigenbedarf als auch den Verkauf.
Der Niedersachse Wilhelm Jochen Behn baut auf dem Familienbetrieb mit Ackerbau 20 verschiedene Kulturen, darunter seit 2021 auch Öl- und Hülsenfrüchte. Dazu zählen neben Sonnenblumen, Linsen, Leinsaat und Hanf neuerdings auch Exoten wie Mohn und Schwarzkümmel. Die Voraussetzung: alle Kulturen müssen mit der bestehenden Technik gesät und geerntet werden. Genau das hat funktioniert, nur ein neuer Sonnenblumenvorsatz für den Mähdrescher muss noch gekauft werden. Um die Wertschöpfung auf dem Hof zu steigern und regionale Arbeitsplätze zu schaffen, verarbeitet er das Erntegut weiter zu kaltgepressten Ölen, Backmischungen, Senf oder Mehl, die er über einen Onlineshop vertreibt.
Zum Hof Behn

Trüffelexpertin Anja Kolbe-Nelde berichtet über die speziellen Anforderungen von Pilzen
Anja Kolbe-Nelde ist leidenschaftlicher Pilzfan. Sie betreibt seit 2015 eine Pilzfarm im Kyffhäuser-Kreis in Thüringen und baut dort unter anderem Shitake und Rosenseitlinge an, aber ihr Liebling ist der Trüffel. Nach einer langen Ausbildung berät sie nun auch andere Landwirte beim Aufbau ertragreicher Pilzplantagen und arbeitet in entsprechenden Forschungsgruppen mit. Der Trüffel wächst bei ihr in Symbiose mit 32 verschiedenen heimischen Holzarten von Haselnuss über Linde oder Eiche. Entscheidend für den Erfolg sind eine erfolgreiche Symbiose und die passenden Bedingungen, wie der Kalkgehalt im Boden, der Standort oder auch die Feuchte.
Zur Pilzfarm
Paulownia: Was kann der Turbobaum?

(v.l.) Landwirt Stefan Jahrstorfer brichtet mit Bastian Schröder von der Baumschule Schröder über die Eigenarten der Paulownia Bäume
Der Blauglockenbaum (Paulownia) ist für sein besonders schnelles Wachstum und seine leuchtend blauen Blüten bekannt. Ursprünglich in Ostasien heimisch, wird die Art seit einigen Jahren auch in Europa immer beliebter. Biolandwirt und Bayer Stefan Jahrstorfer testet in seinem Wald etwa 50 verschiedene Baumarten, darunter Paulownia, die er aus der Baumschule von Bastian Schröder bezogen hat. Paulownia benötigt Licht und einen kalkhaltigen Boden, dann kann der Baum pro Jahr vier bis fünf Meter Wachstumsrate erreichen und ist damit besonders schnell erntereif.
Chancen aus dem Wasser – Wolfsbarsch trifft Schweine

Carl Niehues gibt einen Einblick in die Herausforderungen einer Aquakultur
Schweinemast, eine Biogasanlage und dazu Wolfsbarschzucht: Der Betrieb von Luise und Carl Niehues hat sich die Kreislaufwirtschaft zum Ziel gesetzt. Früh war klar, dass sie diversifizieren wollen, und Fischzucht war im Münsterland noch nicht besetzt. Trotz eines schwierigen Genehmigungsverfahrens und hoher Investitionskosten entschieden sich die beiden für diesen Schritt. Unter dem Titel „Die Geflossenschaft“ haben sie ihre Wolfsbarschzucht inklusive Vermarktung mit Onlineshop, Rezepttipps und einer Liste kooperierender Restaurants aufgebaut. Mit dem Wolfsbarsch erreichen sie ein Verhältnis von 1:1,1 bei der Futterverwertung und müssen die gedämmten Container mit den Fischtanks erst im Winter zusätzlich heizen.
Mehr zur Geflossenschaft
Hoch angesehen: Warum haben Landwirte in Österreich ein super Image?

Hannes Royer hat den Verein "Land schafft Leben" gegründet
Hannes Royer ist Bio-Landwirt und heute einer der bekanntesten Agrar-Podcaster Österreichs. Als Landwirt mit einem Hof, der eine dokumentierte Geschichte seit 1204 hat, schlägt sein Herz bereits seit Kindesalter für die Landwirtschaft. Er stieg früh auf dem Betrieb ein und gründetet 2013 ein Lohnunternehmen mit Winterdienst. Er beschäftigt sich in unterschiedlichen Formaten mit dem Thema Wissen über und Wertschätzung von Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Während das Image der Landwirte in Deutschland häufig nicht so gut ist, sieht das in Österreich ganz anders aus. Den großen Hebel sieht er in der Kommunikation zum Thema „Essen“ und der Vorbildfunktion, die auch Landwirte vorleben sollten. Ob es um Fahrgeschwindigkeit mit großen Maschinen oder den Wocheneinkauf geht, sollten Landwirte aktiv Verantwortung übernehmen.
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Ziegen, Schafe, Robust Rinder und Wasserbüffel oder doch lieber das Mähwerk? Bernd Merscher hat sich auf Serviceleistungen für Kulturlandschaften spezialisiert. Je nach Anfrage bietet er klassische Landschaftspflege mit Maschinen oder die Beweidung von Flächen durch verschiedene Tiere an. Diese Methode ist nachhaltig, leise und sorgt für eine natürliche Kulturpflege.
Susanne Pingold und Guido Keiner leben in der schönen Kulturlandschaft der Fränkischen Schweiz. Sie setzen auf mehrere Standbeine: Obstbau, Hofladen, Brennerei, Ferienwohnungen, Wohnmobilstellplätze und Veranstaltungen. Das Angebot von drei geschotterten Wohnmobilstellplätzen war für sie ein Standbein mit niedrigen Investitionskosten, da viel Infrastruktur durch die Ferienwohnungen bereits vorhanden war.
Einen Hofladen haben auch die Geschwister Michael Kuch und Sandra Hornung auf dem Sulzburghof in Baden-Württemberg aufgebaut. Dort sowie im hofeigenen Café vertreibt die Konditormeisterin Sandra Hornung die Backwaren aus eigener Produktion. Die Zutaten wie Getreide und Milch stammen aus dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb, den Michael Kuch leitet. Mit Hofcafé, einem weiteren Café im nächsten Ort, Hofladen, Eisverkauf und Veranstaltungen herrscht auf dem Betrieb immer rege Geschäftigkeit und die Gäste sehen die Arbeiten, da Café und Kuhstall etwa 30 Meter voneinander entfernt stehen.
Viel Trubel ist für Anne-Marie Muhs nichts Neues, den erlebt sie auf ihrem Hof seit über 25 Jahren. Damals richtete sie den ersten Bauernhofkindergarten Deutschlands ein und betreut bis heute Kindergruppen auf dem Familienbetrieb in Schleswig-Holstein. Die Kinder lernen dort den Kontakt mit Hühnern, Kühen und Schweinen, inklusive praktischer Aufgaben wie das Füttern, das Fegen der Stallgassen oder Suchen von Eiern und einem Verständnis von Lebenskreisläufen. So gehört das Thema Schlachtung auch fest zum Betrieb und wird kindgerecht kommuniziert. Heute gibt es zahlreiche Bauernhofkindergärten in Deutschland zumeist mit langen Wartelisten. Eine Beratung, wie man diese gut aufbaut sowie Weiterbildungen für das Personal bietet die Norddeutsche auch an.
Sieben Jahresernten in einer Nacht verloren, das war das Ergebnis zweier Stürme im Jahr 1990 und ein Wendepunkt für die Familie Castell-Castell. Seit 30 Jahren beschäftigt sich Ferdinand Fürst zu Castell-Castell mit dem Umbau des Waldes, und ähnlich wie der Weinbau ist auch der Wald ein Betriebszweig für Generationen, der Vorausschau und clevere Planung fordert. Gemeinsam mit einem Berater entwickelte er ein neues Konzept für seinen Wald und ließ sich vom Elsass inspirieren. Denn auch hier findet er beides, Wald und Wein. Heute experimentiert er mit verschiedenen Arten und legt regelrechte Versuchsreihen für seine Nachkommen an, dabei bezieht auch die Jagd in seine Strategie ein.
Trecker statt Ferrari

Moderator Alexander Bloch möchte den Fendt 832 Vario statt einem Auto testen
Alexander Bloch moderiert das VOX-Automagazin „Auto Mobil“ und betreibt den YouTube-Kanal „Bloch erklärt …“. Als Landwirtssohn saß er das erste Mal mit 2 Jahren auf dem Traktor. Damals waren diese jedoch deutlich kleiner, sowohl was die Abmessungen als auch die PS-Zahl angeht. Seine Begeisterung für Maschinen wurde früh geweckt und zog ihn zu Autos anstatt auf den Obstbaubetrieb. Als Ingenieur sieht er die Leistung, die deutsche Unternehmen vollbringen können als wichtigen Faktor, neben der Innovation. Seine Begeisterung gilt aber nicht nur den Autos, vor zwei Jahren durfte er den Fendt 1050 Vario fahren und sich auch an der Bedienung eines Holzhackers versuchen. Er sagt: „Wenn ich mit einem Auto fahre, ist das geil, aber nicht unbedingt sinnvoll. Mit dem Traktor auf dem Acker zu fahren ist auch geil und trotzdem sinnvoll.“ Sein abschließendes Fazit sorgte für Applaus im Publikum: „Der Beruf des Landwirts ist ein Zukunftsberuf, denn das, was Landwirte schaffen, ist durch eine KI nicht zu ersetzen.“
Impressionen vom Fendt Nachhaltigkeitsforum






